Spenden sammeln, Arbeit vermitteln, Starthilfen geben: Es gibt viele Möglichkeiten, Flüchtlingen zu helfen. Auch Unternehmen können sich engagieren. Beispiele zur Inspiration.
Mit freundlicher Genehmigung von impulse
Von Stefan Düsterhöft
Zeitkonto-Bonus für Flüchtlingshelfer
Hartwig Marx will seine Mitarbeiter zum Helfen motivieren – und schenkt ihnen dafür Arbeitszeit: „Jeder, der sich ehrenamtlich für Flüchtlinge engagiert, erhält bis auf weiteres eine Stunde Zeitgutschrift pro Woche auf seinem Arbeitszeitkonto“, sagt der Geschäftsführer der Marx Automation GmbH im nordrhein-westfälischen Düren. Hartwig Marx freut sich, dass seine Mitarbeiter das Angebot annehmen – und sich auch darüber hinaus engagieren: Einer seiner Mitarbeiter wolle sogar Flüchtlinge zuhause aufnehmen, schreibt der Unternehmer auf der impulse-Facebookseite.
Praxis-Sharing mit einem Flüchtlingsarzt
Auch Zahnarzt-Praxen taugen fürs „Arbeitsplatz-Sharing“: Dr. Ingo Warwas aus dem schwäbischen Munderkingen teilt sein Behandlungszimmer seit einigen Monaten mit Mohammad Ayoudi. Der syrische Flüchtling, dessen Zahnarzt-Abschluss bislang nicht in Deutschland anerkannt ist, behandelt dort andere Flüchtlinge – unterstützt von Dr. Warwas, der auch das nötige Behandlungsmaterial zur Verfügung stellt. Jetzt hoffen beide, dass Mohammad Ayoudis Abschluss bald anerkannt wird: Wie Schwäbische.de berichtet, kann sich Dr. Warwas gut vorstellen, dass der syrische Zahnarzt künftig ganz offiziell in seiner Praxis arbeitet.
Initiative für schnellere Integration
Als im vergangenen Jahr die Bauarbeiten für eine Flüchtlingsunterkunft neben seinem Firmengelände begannen, wollte Christoph Birkel nur eines: helfen. Der Geschäftsführer des „Hit-Technoparks“, einem Zusammenschluss mittelständischer Technologie-Unternehmen in Hamburg-Harburg, gründete die Initiative „Open Arms“. „Wir möchten eine Willkommenskultur schaffen und verhindern, dass Flüchtlinge und Asylbewerber stigmatisiert werden“, heißt es auf der Website des Projekts. Wenn in einigen Wochen die Flüchtlinge in der neuen Unterkunft einziehen, wollen Birkel und seine Mitstreiter unter anderem Sprachkurse und Schulungen organisieren. Außerdem wollen sie den Flüchtlingen Praktika, Ausbildungsplätze und Arbeitsstellen vermitteln.
Spenden-Boxen in Drogeriemärkten
Duschgel, Deo, Zahnpasta: In vielen Flüchtlingsunterkünften mangelt es an Alltäglichem. Das Team eines Hamburger Drogeriemarkts hatte die Idee, eine Spenden-Box aufzustellen. „Hygieneartikel für den täglichen Bedarf bei uns kaufen und in die Sammelbox legen“, schrieben die Mitarbeiter einer Budnikowsky-Filiale im Schanzenviertel dazu. „Wir kümmern uns um den Rest.“ Mittlerweile hat sich die Idee in Hamburg rumgesprochen: In über 80 Filialen der norddeutschen Drogeriekette stehen inzwischen Sammelboxen – und die Mitarbeiter engagieren sich, indem sie die Spenden sortieren und in die Flüchtlingsunterkünfte bringen.
Kostenloses Wörterbuch als Starthilfe
Wer als Flüchtling in Deutschland ankommt, spricht in der Regel kein Deutsch. Zahlreiche freiwillige Helfer wollen da Abhilfe schaffen, organisieren in Flüchtlingsunterkünften private Sprachkurse. Auch der Wörterbuch-Verlag Langenscheidt entschied sich zu helfen: Das Unternehmen stellte sein eigentlich kostenpflichtiges Online-Wörterbuch Deutsch-Arabisch/Arabisch-Deutsch umsonst ins Netz. Um Flüchtlingen eine Alltagshilfe zu geben und auch diejenigen zu unterstützen, die ihnen Deutsch beibringen.
Willkommensfest mit Gratis-Essen
Beim gemeinsamen Essen lernt man sich kennen und kommt sich näher – dachte sich auch Florette Hill aus Bad Honnef bei Bonn. Sie tat sich mit Gastronomen und anderen Unternehmern zusammen und stellte ein Willkommensfest auf die Beine. Wie das Onlineangebot „Honneff heute“ berichtet, stellt ein Restaurant eine große Wiese für die Feier zur Verfügung, serviert für Flüchtlinge kostenlos Lammgeschnetzeltes, Reis und Salat. Die Sitzgelegenheiten stellt ein örtlicher Energieversorger, eine Eisdiele sorgt für den Nachtisch. Und ein Taxi-Unternehmen bringt gehbehinderte Flüchtlinge und Kinder zur Feier.
Flüchtlinge als Mitarbeiter
Viele Flüchtlinge, die aktuell in den Erstaufnahmeeinrichtungen untergekommen sind, werden dauerhaft in Deutschland leben und arbeiten. Die Plattform „Workeer“ hat es sich zur Aufgabe gemacht, speziell Flüchtlingen Arbeits- und Ausbildungsplätze zu vermitteln. Über 540 Unternehmen haben sich bereits als potenzielle Arbeitgeber angemeldet. Die Anmeldung bei Workeer ist kostenlos und dauert nur wenige Minuten. Was Sie wissen müssen, wenn Sie Flüchtlinge einstellen wollen, lesen Sie hier.
Konto und Anlaufstelle
Als Flüchtling ein Bankkonto zu bekommen, ist nicht einfach. Um die Asylsuchenden in der Hansestadt zu unterstützen, hat die Hamburger Sparkasse (Haspa) nach eigenen Angaben allein in den letzten Monaten etwa 2.500 Konten für Flüchtlinge eröffnet. Außerdem hat die Haspa der Flüchtlingshilfe seit vergangenem Herbst eine ehemalige Filiale zur Verfügung gestellt, welche die Helfer als Anlaufstelle und zur Koordination der Flüchtlingsarbeit nutzen können. Weil auch viele Kunden helfen wollen, hat die Sparkasse zudem ein Spendenkonto unter dem Dach der Haspa Hamburg Stiftung eingerichtet. Das Geld wird von der Stiftung auf gemeinnützige Organisationen verteilt, die sich um die Flüchtlinge in Hamburg kümmern.
Quelle: impulse
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